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Ich war nur noch ein Schatten, bis ich mir selbst wieder vertraute.

Aktualisiert: 21. Juli

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Warum wir unserem Körper und Bauchgefühl mehr glauben dürfen als jedem Laborwert.

Wann hast du das letzte Mal deinem Körper wirklich zugehört? Ich meine nicht dem, was andere sagen, nicht den Zahlen auf einem Blutbild, sondern deinem eigenen inneren Gefühl, deinem Bauch, deiner Weisheit?

In diesem Frühling habe ich eine Erfahrung gemacht, die ich niemandem wünsche, und doch hat sie mir etwas gezeigt, das ich heute allen ans Herz legen möchte.


Ein Leben mit einer trägen Schilddrüse, aber voller Kraft

Seit der Geburt meiner Tochter vor 26 Jahren begleitet mich eine leichte Schilddrüsenunterfunktion. Sie war da, aber sie war nie wirklich Thema. Ich fror schnell, mein Stoffwechsel war träge, aber sonst ging es mir gut. Ich war fit, fing 2011 mit dem Biken an und hatte eine wirklich gute Kondition. Ich hatte mehr auf den Hüften als andere, aber mein Körper hat mich nie im Stich gelassen. Alle zwei Jahre ging ich zur Kontrolle der Schilddrüse. Einmal nicken, alles im Blick und weiterleben. Tief in mir drin wusste ich, dass die Schilddrüse nicht mein Thema ist.


Die Entscheidung, die alles veränderte

Ende Februar, kurz vor meinem 50. Geburtstag, meinte mein Arzt: «Nimm doch mal drei Monate ein Schilddrüsenhormon. Wenn du nichts merkst, kannst du ja wieder aufhören.» Ich war neugierig. Vielleicht wird mein Stoffwechsel ja wirklich etwas aktiver? Vielleicht hilft es? Gesagt, getan.

Nach sechs Wochen war noch keine Reaktion sichtbar, ausser dass die Energie zum Biken fehlte. Im Mai dann hiess es: «Die Werte sind jetzt perfekt.» Ich fühlte mich jedoch nicht anders als zuvor. Mein Stoffwechsel war zwar aktiver, ich hatte einfach weniger Energie als sonst. Ich schob es auf die Frühlingsmüdigkeit und sagte, dass ich die angebrochene Packung noch fertig nehmen würde und dann aufhören wolle. Denn ich lebte 26 Jahre lang gut mit dieser leichten Unterfunktion, bis ich begann, etwas zu verändern, das gar kein Problem war.


Plötzlich ging gar nichts mehr

Dann, etwa eine Woche nach dem Termin, ging es los. Ich konnte kaum mehr Treppen steigen. Von unserem Schlafzimmer im Untergeschoss schleppte ich mich in die Küche hoch, musste mich setzen, Luft holen und mein Herz beruhigen. Ich hatte absolut keine Kraft mehr. Herzrasen, Atemnot, Kopfschmerzen und Schmerzen im Oberbauch, sobald ich etwas ass. Dazu ein innerliches Zittern, als hätte ich literweise RedBull getrunken und gleichzeitig war ich todmüde. Ich konnte nicht schlafen, mein ganzer Körper vibrierte und ich nahm innerhalb kurzer Zeit viel ab. Ich musste Termine absagen, weil ich einfach null Energie dazu hatte oder mich so starke Kopfschmerzen plagten, dass ich am liebsten nur noch im Dunkeln liegen wollte.


Am 16. Juni wachte ich morgens auf und fragte mich im Bett: Warum soll ich überhaupt aufstehen? Da waren all diese Schmerzen, zittrige innere Unruhe, keine Energie, nichts. Ich wusste, jetzt muss ich den Arzt anrufen, sonst schlittere ich in eine Depression. Am nächsten Tag schleppte ich mich zur Blutentnahme. Ein paar Tage später kamen die Laborwerte. Meine Schilddrüse war völlig entgleist und nun in einer massiven Überfunktion. Ich solle das Medikament sofort absetzen, dann zwei Wochen warten und dann wieder damit beginnen.


Zurück ins Leben – auf zwei Rädern

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Aber weisst du was? In dem Moment habe ich beschlossen, dieses Medikament nicht mehr zu nehmen. Ich war im Februar gesund zum Arzt gegangen und stand vier Monate später kurz vor einer Depression. Ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich habe die Tabletten fortgeworfen und mir zurückgegeben, was mir gefehlt hat: Körpergefühl, Bewegung, Natur.

Am 24. Juni, sass ich wieder auf dem Bike. Anfangs noch schleppend, aber ich spürte wieder dieses schöne Kribbeln in mir. Seither bin ich wieder in meinem Rhythmus, bin alle zwei Tage auf dem Bike und das positive Körpergefühl kommt langsam zurück. Das Zittern ist weg, das Herz rast nicht mehr und ich kann wieder durchatmen.


Vielleicht fragst du dich, warum ich nicht früher gemerkt habe, dass es die Schilddrüse sein könnte? Ganz ehrlich, es kam mir schlichtweg nicht in den Sinn. Ich bin 50 und mitten in den Wechseljahren, da verändert sich sowieso vieles im Körper. Weniger Energie, schlechter Schlaf, manchmal Herzrasen... das habe ich eher damit in Verbindung gebracht.

Und dazu kam, dass ich ja in ständiger Kontrolle war. Die letzte Blutentnahme war gerade mal eine Woche her, und laut Arzt war alles bestens eingestellt. Ich habe noch nie gehört, dass man von einer langjährigen Unterfunktion plötzlich in eine massive Überfunktion geraten kann, und schon gar nicht so heftig. Für mich war die Schilddrüse einfach nie ein Thema. Und genau deshalb dachte ich auch jetzt nicht daran.


Diese Erfahrung hat mir einmal mehr gezeigt, dass wir tief in uns unseren Körper kennen. Wir spüren, wenn etwas nicht stimmt. Und wir dürfen, oder besser gesgt, wir sollen unserem Bauchgefühl vertrauen. Auch wenn es der Arzt anders sieht, weil man z.B. optisch nicht ins Schema passt. Wir sind weder unsere Blutwerte, noch unser Gewicht und schon gar nicht die Erwartungen anderer. Wir sind lebendige Wesen mit einer tiefen Weisheit in uns. Und wenn wir lernen, wieder hinzuhören, dann finden wir den Weg. Ich bin ihn gegangen und ich gehe ihn weiter. In meinem Tempo, mit meinem Körper und auf meine Weise. Und du darfst das auch.


Was ich dir mitgeben möchte:

  • Vertraue deinem Gefühl,auch wenn es gegen Empfehlungen steht.

  • Du kennst deinen Körper besser als jeder Bericht.

  • Du darfst NEIN sagen, zu etwas, das dir nicht guttut, auch wenn es vermeintlich «gesund» ist.

  • Heilung ist kein Laborwert, sondern ein Zustand. Und der beginnt oft mit einer klaren inneren Stimme.


Manchmal beginnt der Weg der Heilung dort, wo wir wieder anfangen, uns selbst zu glauben. Hör auf deinen Körper, er spricht die Sprache deiner Wahrheit.

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