... dann, wenn ich auf Formularen meinen Beruf notieren soll. Was bin ich denn nun?
Ich habe eidg. Fachausweise und Diplome von Berufen, die ich schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr ausübe. Ich war 25 Jahren lang als selbstständige Fotografin tätig, aber das bin ich heute auch nicht mehr wirklich. Der Versicherungs-Mann kürzlich hat eine Bezeichnung gefunden, die hiess "Produzent von landwirtschaftlichen Erzeugnissen". Öhm, bin ich einfach ein Produzent? Der Ausdruck widerstrebt mir. Oder vielleicht eine Kräuterhexe? Wird wohl kaum akzeptiert. Hmhm, und nun?
Wir alle kommen wohl früher oder später an einen Punkt im Leben, an dem wir uns fragen, ob das, was wir sind und das, was wir machen auch wirklich das ist, was uns innerlich berührt und erfüllt. Ist mein aktuelles Sein, mein erlernter Beruf und meine Berufsbezeichnung auch wirklich mein Seelenplan und mein wirklicher Herzensweg?
Ich war vor einigen Jahren am selben Punkt. Ich habe meine Selbstständigkeit als Fotografin hinterfragt, weil ich es als grosse Scheinwelt wahrnahm. Was auf dem Foto nicht perfekt ist, soll am PC retuschiert werden. Darf man sich denn nicht mehr authentisch zeigen, mit grauen Haaren, Falten, etwas mehr oder weniger auf den Rippen usw.? Muss alles perfekt sein, um die Scheinwelt aufrecht zu erhalten? Ich wollte so nicht weitermachen und habe mir für ein paar Monate eine Auszeit genommen.
Bereits in der Zeit als Fotografin habe ich immer mal wieder Kurse und Weiterbildungen in einem Bereich gemacht, der für viele nicht greifbar ist. Für mich gab es aber schon immer mehr zwischen Himmel und Erde. Dies bestätigte mir dann auch die intensive Zeit, in der ich bei meinem Paps Sterbebegleitung gemacht habe. Was ich in den letzten 72 Stunden seines Lebens im Wohnzimmer erleben durfte, ist von keinem Physiker erklärbar.
Und so stillte ich in dieser Auszeit weiterhin meine riesige Wissbegierde und besuchte Seminare und Workshops. Auf meiner Webseite suchst du jedoch vergebens nach Diplomen. Du findest keine einzige Ausbildung, die ich gemacht habe, kein beruflicher Lebenslauf, nichts. Ich verzichte bewusst darauf. Ich glaube auch, es gehört nicht mehr in die neue Welt. Dieses ewige «immer schneller, höher, weiter» ist nichts anderes als eine (Be)Wertung.
In all den Weiterbildungen habe ich Werkzeuge für meinen Werkzeugkasten bekommen. Es liegt an mir, das richtige Werkzeug dann auch zu benützen. Aber Werkzeug nutzt man, um zu schrauben, zu hämmern, zu sägen, ja einfach um zu reparieren. Mein Gegenüber ist aber keine Maschine. Was nützen mir all diese Werkzeuge, wenn ich mein Gegenüber nicht fühle, nicht spüre und nicht sehe?
Ich sag dir was: mein Werkzeugkasten wurde in all den Weiterbildungen mit nicht Greifbarem gefüllt. Meine Antennen wurden und werden immer feiner, ganz ohne Schraubenzieher. Meine Wahrnehmung wird immer glatter, ganz ohne Feile. Und in meinem Werkzeugkasten ist etwas, das ganz vielen Menschen fehlt. Das VERTRAUEN.
Und so vertraue ich darauf, dass die Menschen zu mir finden, auch wenn sie auf meiner Webseite nicht lesen können, welche Werkzeuge ich in meinem Kasten habe. Ich vertraue auf meine Wahrnehmung, egal ob fühlend, spürend oder sehend. Ich vertraue auf meine Lebenserfahrung. Ich vertraue auf meine Intuition.
Ein gefüllter Werkzeugkasten ist wunderbar. Aber vergiss beim Nachdenken, welches Werkzeug du jetzt nehmen sollst, niemals, dein Gegenüber auch wirklich zu sehen.
❤️ Ich sehe DICH.
❤️ Ich spüre DICH.
❤️ Ich fühle DICH...
…wenn du es möchtest.
Was ich nun bin?
Während ich dieses Formular ausfüllte und hirnte, welche Berufsbezeichnung ich hineinschreiben soll, schaute mich mein Partner die ganze Zeit an und sagte dann:" Was studierst du denn so lange rum? Es ist doch so klar, was du bist! Mein Goldschatz!"
Warum kompliziert, wenn's einfach geht. :-)
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