Wenn Zweifel anklopfen
- Sheila

- vor 4 Tagen
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Aktualisiert: vor 3 Tagen

Bei den Seelenbändern geht es um Wahrnehmung, um das feine Spüren und das Übersetzen dessen, was sich zeigen will. Die Worte entstehen aus der Verbindung, nicht aus dem Kopf. Ich schreibe sie auf, ohne den Menschen zu kennen, für den ich sie empfange. Es ist eine mediale Arbeit, aber für mich fühlt es sich nicht „abgehoben“ an.
Kürzlich entstanden wieder zwei Seelenbänder. Eine Frau bestellte eines für sich und eines für eine Freundin. Ich kannte beide nicht. Als sie die Bänder abholte, erzählte sie mir, dass ihre Freundin schwer erkrankt sei, ohne Aussicht auf Heilung. In diesem Moment erinnerte ich mich an das, was ich für sie geschrieben hatte. Ich sprach von Erdung und Aufbruch, davon, Rollen abzulegen, sich selbst neu zu spüren und Grenzen zu setzen. Ich schrieb, das Seelenband trage die Energie von Neubeginn und von einem klaren Blick nach vorne, von Entschlossenheit und Treue zu sich selbst.
Wie konnte ich jemandem, der vielleicht nur noch wenig Zeit hat, von Aufbruch und Neubeginn schreiben? Ich war verunsichert und Zweifel krochen hoch.

Es war nicht das erste Mal, dass mir das passiert ist. Ein anderes Mal schrieb ich einer Frau, das Seelenband erinnere sie an die Schätze in ihrem Leben und öffne ihr Herz für Dankbarkeit. Sie habe viel getragen und gegeben, nun dürfe sie auf sich schauen und erkennen, was sie nährt. Später erfuhr ich, dass sie kurz vor der ersten Nierendialyse stand. Und wieder kam die Unsicherheit. Wie kann man in so einer Situation von Dankbarkeit sprechen?
Doch beide Male zeigte sich im Nachhinein, dass die Worte genau richtig waren. Die Empfängerinnen fühlten sich verstanden und gesehen. Es war, als hätten die Worte genau das in ihnen berührt, was Heilung und Frieden finden wollte. Nicht im körperlichen Sinn, sondern in der Seele. Es hat mir gezeigt, wie schnell wir glauben, Menschen in einer „aussichtslosen“ Situation mit Samthandschuhen anfassen zu müssen. Aus Angst, sie zu verletzen oder dem Wunsch heraus, vorsichtig zu sein. Doch damit nehmen wir ihnen auch ein Stück Freiheit. Nämlich die Freiheit, selbst zu spüren, was die Worte in ihnen auslösen, was sie annehmen möchten und was nicht. Jede Seele darf selbst entscheiden, was sie berührt und was sie loslässt.
Das war für mich eine wichtige Erfahrung. Ich habe gelernt, dass ich meiner Wahrnehmung vertrauen darf. Wenn ich schreibe, bin ich verbunden mit etwas, das grösser ist als ich. Ich spüre Emotionen, höre leise Worte oder Musik und lasse es in Worte fliessen, ohne zu wissen, wohin sie führen. Ich halte sie nicht fest und versuche auch nicht, sie zu erklären. Ich lasse sie einfach entstehen. Ich muss nicht wissen, was jemand gerade erlebt, um Worte zu finden, die etwas in Bewegung bringen. Das ist nicht immer leicht, denn der Kopf will verstehen und kontrollieren. Doch die Seele spricht eine andere Sprache. Sie weiss, was gesagt werden will, auch wenn ich es nicht begreife.
Ich habe gelernt, Menschen zuzutrauen, dass sie selbst spüren, was für sie stimmt. Manche fühlen sich tief erkannt, andere stolpern vielleicht über einen Satz. Und genau dadurch kommt etwas in Bewegung. Die Seele nimmt sich, was sie braucht. Ich muss nicht wissen, wie jemand die Botschaft aufnimmt. Ich darf ihr einfach Raum geben und sie dann loslassen.

Und trotzdem bin ich nur ein Mensch. Es gibt Tage, an denen die Worte leicht fliessen, klar und selbstverständlich. Und andere, an denen meine Antenne im Nebel steht und die Verbindung schwächer scheint. Auch das gehört dazu.
Ich kann mich täuschen. Worte können einmal anders ankommen, als ich sie gemeint habe. Aber das ist in Ordnung. Meine Arbeit lebt nicht von Perfektion, sondern von Aufrichtigkeit und Vertrauen. Ich darf Fehler machen, genauso, wie auch die Menschen, die meine Botschaften empfangen, ihre eigene Wahrheit darin finden dürfen.
Vielleicht ist genau das das Schöne an dieser Arbeit. Mich immer wieder auf das Unbekannte einzulassen, mich führen zu lassen und loszulassen, sobald die Worte geschrieben sind. Zweifel gehören dazu. Sie zeigen mir, wie sehr mir meine Arbeit am Herzen liegt. Sie erinnern mich daran, achtsam zu bleiben. Aber letztlich geht es darum, loszulassen, zu vertrauen und die Worte fliessen zu lassen, so wie sie kommen.
Denn am Ende weiss die Seele immer, was sie sagen will. Und manchmal ist genau das, was im Kopf unpassend klingt, das, was das Herz am meisten hören muss.



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