Bilanz ziehen
- Sheila

- vor 2 Tagen
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Aktualisiert: vor 1 Tag

Neulich stand ich an der Terrassentür und blickte in meinen schneebedeckten Garten. Alles lag still, weich und geborgen vor mir. In diesem Moment, als ich den weissen Mantel über meinem Garten sah, wurde mir bewusst, wie sehr ich mir genau diese Ruhe manchmal auch wünsche. Eine Ruhe ohne schlechtes Gewissen, ohne To-do-Liste, ohne das Gefühl, noch schnell etwas erledigen zu müssen. Ja, die Pflanzen unter diesem Schneekleid dürfen etwas, das mir in diesem Jahr viel zu selten gelungen ist. Sie ziehen sich zurück, müssen nichts tun und dürfen einfach sein.
Ich ging dem Gefühl nach, das sich in mir breit machte, und merkte, was für ein happiges Jahr das wieder war. Ein Frühling, der mich gesundheitlich ausbremste und mir zeigte, dass auch ich nicht unerschöpflich bin. Ein Sommer, der mich mit seinen sonnigen Tagen und meinen geliebten Pflanzen reich beschenkte, aber auch Unmengen Arbeit bereitete. Und nun ein Herbst, der so arbeitsintensiv war, dass ich manchmal das Gefühl hatte, die Herbststürme pusten mir noch den Kopf weg.
Ich liebe meine Arbeit mit jeder Faser meines Wesens. All die Kräuter, die Edelsteine, die Seelenbotschaften, das Räuchern und Begleiten, aber auch jeder einzelne Mensch, der bei mir bestellt, einen Kurs besucht oder eine Frage stellt, löst in mir eine echte Freude aus. Jede Bestellung bedeutet Vertrauen. Jede Kursanmeldung zeigt mir, dass jemand bereit ist, tiefer in diese Welt einzutauchen. Nie empfinde ich das als Last. Im Gegenteil, es berührt mich zutiefst, wie viele Menschen sich für das öffnen, was ich tue, und wie sie spüren, dass meine Arbeit aus Überzeugung und Herz entsteht. Und trotzdem habe ich gemerkt, dass die Balance in diesem Jahr nicht gestimmt hat.

Viele Menschen glauben, der Sommer sei der strengste Teil meines Jahres. Ja er ist intensiv, aber er ist auch Heimat. Ich bin umgeben von Pflanzen, die mich seit Jahren begleiten und deren Sprache ich verstehe. Ich verbringe ganze Tage draussen und vergesse oft die Zeit. Es sind lange 14-Stunden-Tage, aber sie fühlen sich echt und erdend an. Keine Kurse, wenig Online-Shop und das Hoflädeli läuft ruhig. So werde ich nicht abgelenkt und kann ganz in die Pflanzenwelt eintauchen. Diese Arbeit liebe ich. Sie nährt mich.
Kaum ziehen sich die Pflanzen zurück, geht es nahtlos in die Räuchersaison. Es ist, als würden viele Menschen, die mich im Sommer vielleicht nur digital begleitet haben, gleichzeitig aufwachen und sich erinnern, wie gut es tut, zu räuchern. Der Online-Shop wird lebendig, das Lädeli will manchmal zweimal täglich aufgefüllt werden und die Kurse füllen sich. Es ist eine unglaublich intensive Zeit, denn im Sommer schaffe ich es nicht, für Herbst und Winter vorzuarbeiten. Ich renne, fülle auf, mische, packe ein, packe aus und bereite Kurse vor. Sowohl das Herz, wie auch die Stunden sind voll.
Irgendwo dazwischen merke ich, wie wenig Raum für das bleibt, was mir selbst am Herzen liegt: die Seelenbänder und -Halsketten und all die feinen, intuitiven Arbeiten, die so viel Verbundenheit schaffen. Ich weiss, welche Kraft in ihnen steckt, wie gut sie tun und wie sie grosse und kleine Menschen wunderbar begleiten. Und doch musste ich die Seelenbänder ständig hinten anstellen. Nicht, weil ich keine machen wollte, sondern weil der Tag irgendwann einfach keine Minuten mehr hergab. Dabei ist es gerade diese Arbeit, die mich nährt und mich dem Sinn meiner Berufung so nah bringt.
Ich spüre, wie sehr meine Arbeit gebraucht wird, wie viele Menschen sich für das Räuchern, die Kräuter und für meine tiefe innere Arbeit öffnen. Das geht bei mir direkt ins Herz. Aber ich spüre ebenso deutlich, dass ich nicht alles gleichzeitig stemmen kann. Ich möchte dabei weiterhin authentisch, klar und liebevoll wirken. Denn ich bin nur dann echt, wenn ich echt bei mir bin.

Meine Produkte sind handgemacht. Bis auf die Stövchen entsteht alles durch meine Hände. Ich produziere nicht Ware, ich produziere Herz. Und genau deshalb braucht mein Herz mehr Raum. Diesen Raum möchte ich im nächsten Jahr vermehrt den Seelenbändern und -ketten geben. Mehr intuitive Arbeit, Tiefe statt Tempo, Herz statt Hektik.
Bei den Räucherprodukten wird es künftig ganz einfach sein: Es hat, so lange es hat. Wenn die Räucherkugeln Anfang Dezember ausverkauft sind, dann ist das eben so. Nicht, weil ich keine Lust mehr habe oder mich zurückziehen möchte, sondern weil ich gut für mich sorgen muss, damit ich weiterhin mit voller Kraft, Freude und Präsenz für euch wirken kann. Wir wissen über das ganze Jahr hinweg, wann der Advent beginnt, wann Weihnachten vor der Tür steht und dass mit Weihnachten die Rauhnächte eingeläutet werden. Und jedes Jahr im Herbst beginnen sich meine Schubladen mit all den duftenden Räucherwerken, Rauhnachtszubehör und weiteren Kräuterschätzen zu füllen. Warum also nicht gleich dann bestellen? Nicht aus Druck oder aus Stress, sondern aus dem Bewusstsein heraus, dass diese Dinge in Ruhe und im Rhythmus der Natur von Hand entstehen.
2025 hat mir gezeigt, dass ich vieles kann, aber nicht alles gleichzeitig. Ich möchte weiterhin wirken, heilen und begleiten. Aber nicht mehr um den Preis meiner eigenen Kraft. 2026 wird ein Jahr der klaren Grenzen. Mehr Seelenbänder, mehr intuitive Arbeit, weniger To-do-Listen und dafür halt hin und wieder vorübergehend ausverkaufte Produkte. Ich lasse mich von diesen leeren Schubladen nicht mehr stressen.
Mein Seelen-Fenster muss keine Manufaktur werden. Ich möchte keinen Betrieb aufbauen, in dem mehrere Hände produzieren und meine Arbeit in ein grösseres System wächst. Es soll ein Herzensort bleiben, geführt von mir, in meinem Rhythmus und mit meiner Energie. Denn nur so bleibt die Energie erhalten, die du in meinen Produkten spüren kannst.

Bilanz ziehen bedeutet nicht, dass etwas falsch gelaufen ist. Es bedeutet, dass wir wachsen. Und während ich all diese Erkenntnisse in mir bewege, spüre ich eine neue Klarheit. Eine Klarheit, die mir erlaubt, meine Energie bewusster einzuteilen, ohne weniger Liebe in mein Tun zu legen. Für mich und für meine Arbeit. Aber auch für all die Menschen, die ich begleiten darf - jetzt, im nächsten Jahr und in all den Jahren, die noch kommen.



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