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Die Fichte - Alltagsbaum mit grosser Kraft

  • Autorenbild: Sheila
    Sheila
  • vor 17 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Stunden


Ein Pflanzenporträt über die Fichte – Alltagsbaum mit Räucherkraft

Ich war gestern auf einer Wanderung und von überall her rief mich die Fichte, oder, wie wir sie hier in der Schweiz auch nennen, die Rottanne.  Ihre hellgrünen, zarten Neuaustriebe, bei uns auch «Schösslige» genannt werden, leuchteten mir überall entgegen. Ich finde, sie hat ihr eigenes Porträt verdient, denn oft übersehen wir gerade das, was uns am nächsten ist.


Für viele ist sie „nur“ ein Waldbaum, eine Selbstverständlichkeit in der Landschaft. Doch wer sich näher mit ihr beschäftigt, besonders im Zusammenhang mit dem Räuchern, entdeckt eine faszinierende Pflanze voller Heilkräfte, Symbolik und uraltem Wissen.

Die Gemeine Fichte (Picea abies), fälschlicherweise oft auch als „Tanne“ bezeichnet, ist ein immergrüner Nadelbaum mit charakteristischer, kegelförmiger Krone und herabhängenden Zapfen. Ihre Nadeln stechen bei Berührung leicht, ein erster Hinweis auf ihre Schutzfunktion. Man kennt das Stichwort «Die Fichte sticht, die Tanne nicht». Wenn du also nicht sicher bist, ob du eine Rottanne (Fichte) oder eine Weisstanne vor dir hast, nimm einen Ast in die Hand. Fühlen sich die Nadeln kratzig und stechend an, ist es eine Rottanne. Fühlen sich die Nadeln weich an, ist es eine Weisstanne. Zudem trägt die Fichte rundum am Ast Nadeln, während die Weisstanne flache Nadeläste hat.


 

Die Fichte hat eine tiefe spirituelle Bedeutung, die sich aus alten Überlieferungen, Brauchtum und ihrer energetischen Wirkung ableiten lässt. In vielen Kulturen galt sie als Baum der Kraft, Reinigung und des Schutzes. Hier sind einige Aspekte der spirituellen Bedeutung der Fichte:

 

1. Schutzbaum zwischen den Welten

Die Fichte wird oft als Grenzbaum gesehen. Sie steht symbolisch zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Licht und Schatten. Sie schützt Räume, Übergänge und Menschen vor negativen Einflüssen, sowohl energetisch als auch emotional.

In alten Zeiten pflanzte man Fichten rund um Haus und Hof, um „Unheil draussen zu halten“. Ihr aufrechter, spitzer Wuchs galt als Verbindung zwischen Erde und Himmel.

 

2. Reinigung und Klarheit

Der Duft des Fichtenharzes hat eine klärende Wirkung. Auf energetischer Ebene lüftet es Räume, Gedanken und Emotionen. Die Fichte hilft, Altes loszulassen und klare Entscheidungen zu treffen.

Räucherrituale mit der Fichte wurden früher besonders an Wendepunkten durchgeführt, z. B. in den Rauhnächten, bei einem Neubeginn, einer Hausreinigungen oder vor wichtigen Lebensentscheidungen.

 

3. Stärkung und Erdung

Die Fichte vermittelt innere Stärke, Standhaftigkeit und Verwurzelung. Sie steht sinnbildlich für das Durchhalten in schwierigen Zeiten. Ihr Wesen erinnert daran, den eigenen Raum zu schützen und sich nicht von äusseren Stürmen verunsichern zu lassen. Wer sich mit der Energie der Fichte verbindet, spürt oft mehr Mut, Stabilität und Vertrauen in die eigene Intuition.

 

4. Verbindung zur Ahnenlinie

In manchen Überlieferungen galt die Fichte auch als Baum der Ahnen. Ihr Rauch wurde genutzt, um mit Verstorbenen in Kontakt zu treten oder um Hilfe von der geistigen Welt zu erbitten. Besonders in stillen Ritualen oder in Zeiten des Übergangs wie z. B. bei Trauer, kann die Fichte helfen, loszulassen und gleichzeitig verbunden zu bleiben.

 

Sammeln & Aufbewahren

Fichtenharz darf das ganze Jahr über gesammelt werden, aber nur mit Bedacht und stets im Einklang mit dem Baum. Wichtig zu wissen: Das weiche, noch frische Harz gehört dem Baum. Es ist seine natürliche Wundsalbe, mit der er Verletzungen verschliesst und sich vor Keimen schützt. Dieses Harz sollten wir ihm nicht nehmen. Ausserdem riecht es beim Räuchern eher unangenehm und braucht oft Jahre, um vollständig zu trocknen.

Was sich gut eignet, ist bereits getrocknetes Harz. Dieses lässt sich meist vorsichtig von Hand und ohne Hilfsmittel vom Stamm ablösen. Bitte verzichte unbedingt auf Messer oder andere spitze Gegenstände, denn jede zusätzliche Verletzung fügt dem Baum unnötigen Schaden zu.

Auch die Nadeln der Fichte lassen sich hervorragend nutzen. Getrocknet behalten sie lange ihren frischen Duft und eignen sich wunderbar für spätere Räucherungen. Ebenso können Fichtenzapfen gesammelt und getrocknet werden. Ihre einzelnen Schuppen sind eine ideale Räuchergrundlage, sie verglimmen langsam und gleichmässig und tragen die Aromen anderer Pflanzen sanft mit.

Ganz gleich, ob du Harz, Nadeln oder Zapfen sammelst: Tu es mit Achtsamkeit, Dankbarkeit und im Bewusstsein, dass die Natur keine Selbstbedienung ist. Jeder Griff zur Pflanze ist eine Begegnung und jeder Fund ein Geschenk.


Räucheranwendung

Beim Räuchern ist die Fichte ein echter Schatz. Egal, welchen Teil du von ihr verräucherst, ihr Rauch wirkt reinigend, klärend und gleichzeitig stärkend. Besonders in der dunklen Jahreszeit vertreibt er alte Energien und bringt frischen Atem in Haus und Herz.

 

Wirkung beim Räuchern:

  • Reinigend: Entfernt „alte Luft“ und negative Energien

  • Stärkend: Gibt neue Kraft, zentriert und erdet

  • Schützend: Besonders gut geeignet bei Übergängen und zum energetischen Schutz


Gesundheits- & Schönheitspflege mit der Fichte

Auch äusserlich wirkt die Fichte wohltuend und heilend. Besonders ihr Harz und die ätherischen Öle in den Nadeln und Zweigen haben eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Ein Bad mit Fichtennadel-Zusatz wirkt entspannend, klärt die Atemwege und stärkt bei Erschöpfung. Bei einer Erkältung kann ein Dampfbad oder eine Inhalation die Atemwege "reinigen" und die Nase öffnen.


Einige kennen auch die wärmenden und wundheilenden Eigenschaften der Fichtensalbe. Diese wird oft mit einem Ölauszug von Fichtenharz und Bienenwachs hergestellt. Sie wirkt:


  • Durchblutungsfördernd bei Muskelverspannungen oder Gelenkschmerzen

  • Wundheilend bei kleinen Verletzungen oder rissiger Haut

  • Abwehrstärkend auf Brust und Rücken eingerieben bei Erkältungen

  • Wärmend, vor allem bei kalten Füssen und Händen


Die Fichte ist ein Multitalent aus unseren heimischen Wäldern. Ob als duftender Rauch, würzige Zutat oder heilender Balsam, sie schenkt uns Kraft, Schutz und Verbindung zur Natur. Denn in der Stille des Alltäglichen liegt eine Kraft, die wir erst spüren, wenn wir wirklich hinschauen. Und vielleicht ist es gerade die Fichte, die uns daran erinnert, dass es nicht das Spektakuläre ist, das uns trägt, sondern das Vertraute, das uns still begleitet.


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