Schafgarbe oder Wilde Möhre?
- Sheila
- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Wer im Sommer über eine Wiese streift oder am Wegesrand entlangwandert, begegnet ihnen mit grosser Wahrscheinlichkeit: weissen, zarten Doldenblüten, die in der Sonne leuchten. Doch ist es nun die heilkräftige Schafgarbe oder die wilde Schwester der Karotte, die Wilde Möhre? Viele Menschen sind sich unsicher, dabei gibt es zwei einfache, aber unverwechselbare Merkmale, mit denen sich die Pflanzen eindeutig unterscheiden lassen.

Die Schafgarbe ist nicht nur eine bewährte Heilpflanze, sondern trägt auch einen besonders poetischen Beinamen: «Augenbraue der Venus». Und das zu Recht. Ihre fein gefiederten, fast farnartigen Blätter erinnern tatsächlich an eine zarte Augenbraue. Wer einmal genau hinsieht, wird die filigrane Schönheit dieser Pflanze sofort erkennen. Kein anderes heimisches Wildkraut hat solch elegante Blattstrukturen. Es ist ihr Markenzeichen.
Die Schafgarbe duftet eher würzig und krautig, so, wie man es von traditionellen Heilkräutern kennt.

Die Wilde Möhre hingegen verrät sich durch ein anderes, ebenso faszinierendes Detail. In der Mitte ihrer weissen Blütendolde sitzt fast immer ein kleiner, dunkler Punkt, meist purpurfarben oder dunkelrot. Dieses „falsche Insekt“ ist kein Zufall: Die Pflanze nutzt diesen Trick, um Bestäuber wie Fliegen und Käfer anzulocken. Ein cleveres Stück Naturdesign und ein verlässliches Unterscheidungsmerkmal, das du beim nächsten Spaziergang leicht wiedererkennst.
Die Blätter der Wilden Möhre sind gröber und erinnern an das Rüeblikraut. Ihr Stängel ist oft kantiger, und wenn man an ihr reibt, verströmt sie einen leichten Rüebliduft.
Wenn der Duft zur Botschaft wird
Nicht nur als Heilpflanzen oder faszinierende Wildgewächse sind die Schafgarbe und die Wilde Möhre interessant. Auch beim Räuchern entfalten sie ihre ganz eigene, feinstoffliche Kraft.
Die Schafgarbe wird traditionell für Schutz- und Reinigungsrituale verwendet. Ihr Rauch wirkt beruhigend, klärend, stimmungsaufhellend und hilft gegen Ängstlichkeit und Selbstzweifel. In vielen Kulturen gilt sie als Pflanzenverbündete, die die Verbindung zur Intuition stärkt und das innere Gleichgewicht wiederherstellt. Besonders in Übergangszeiten wie z.B. bei Neuanfängen oder emotionalen Prozessen, ist sie eine wertvolle Räucherpflanze. Ihr feiner, leicht würziger Duft begleitet dabei wie eine schützende Hand.
Die Wilde Möhre besitzt ebenfalls eine wunderbare Wirkung. Ihr Rauch gilt als erweiternd und visionär, öffnet den Geist und unterstützt kreative Prozesse. Sie stärkt den Blick für das Wesentliche, wirkt zentrierend wärmend und nervenstärken. Oft wird sie verwendet, um das „innere Sehen“ zu fördern. Passend, wenn man an die Blüte mit dem dunklen Mittelpunkt denkt, der wie ein Auge wirkt. Der Duft ist zurückhaltender, leicht erdig und sanft süsslich.
Über die Wilde Möhre habe ich im letzten Jahr ein Pflanzenporträt verasst. Du findest es hier: https://www.seelen-fenster.ch/post/der-sommer-der-wilden-m%C3%B6hre
Ob als heilkräftige Begleiterin, zarte Wiesenerscheinung oder duftender Rauch – die Schafgarbe und die Wilde Möhre erinnern uns daran, dass selbst die unauffälligsten Pflanzen eine starke Sprache sprechen.
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