Fichtenharz - pure Kraft aus dem Wald
Wenn etwas in der Hausapotheke nicht fehlen darf, dann ist es Fichtenöl und Fichtensalbe. Sowohl als Öl wie auch als Salbe ist das Harz sehr vielfältig einsetzbar und trägt eine unglaubliche Kraft in sich. Wenn du dir mal überlegst, was das Harz für eine Aufgabe hat, dann sagt dies doch bereits alles aus. Es verschliesst die Wunden der Bäume. Deshalb wirkt es auch bei uns sehr heilend. Die Harzsäuren und ätherischen Öle wirken keimtötend, wundheilend, eiterziehend und durchblutungsfördernd.
Die Salbe und das Öl verwende ich für Wunden, als Zugsalbe um Holzspiesse aus dem Finger zu ziehen genauso aber auch für trockene, juckende Haut. Kalte Füsse? Mit Harzsalbe oder Öl einreiben, Wollsocken drüber und es wärmt. So kann das Öl auch bei Nacken- und Rückenschmerzen einmassiert werden und sowohl die Wärme wie der Duft sind einfach nur wohltuend.
Räuchern mit dem Fichtenharz
Nur schon der Duft ist unvergleichlich. Purer, frischer Waldduft und leicht zitronig. Ich bin in all meinen Räucherungen, Kursen und Vorträge noch nie jamendem begegnet, der den Duft nicht mag. Er erdet und erfrischt, öffnet und klärt die Atemwege, ist konzentrationsfördernd und sehr stark reinigend - Altes löst sich auf und schafft Platz für Neues. Deshalb gehört bei mir in die Reinigungsmischung unbedingt auch Fichtenharz. Zudem heilt es seelische Wunden, wandelt Melancholie in Freude und spendet Geborgenheit und Trost.
Man sagt dem Fichtenharz auch «Wald-Weihrauch». Und wer weiss, was Weihrauch in der Räucher-kultur für eine Bedeutung hat, versteht auch, wie wichtig und stark die Wirkung des Fichtenharzes ist.
Sammeln von Fichtenharz
Ich kann es in meinen Kursen und Vorträgen nicht genug erwähnen: sammele nur ganz trockenes und ausgehärtetes Harz. Weiches Harz braucht der Baum selbst noch für seine Wundheilung. Zudem machst du dir keinen Gefallen mit dem weichen Harz. Denn auch zum Räuchern muss es vollständig getrocknet sein. Ist es nicht trocken, ist sein Duft alles andere als erfrischend und fein. Und die Trocknungsdauer kann dann schon mal zwei Jahre sein.
Findest du trocknes und ausgehärtetes Harz, solltest du das mit den Fingern abbrechen können. Wenn nicht, benutze bitte kein Messer oder ein anderes metallisches Werkzeug. Wenn du mit einem Hilfsmittel sammeln möchtest, dann benutze eine hölzige Racletteschaufel. Damit kannst du ganz nah an den Stamm und dann versuchen, hinter das Harz zu kommen. So klappt es immer. Und wenn es dann auch nicht geht, dann lass das Harz da, wo es ist. Dann soll es einfach nicht zu dir kommen. Sammle also immer achtsam und ohne den Baum zu verletzen. Das Harz hat ganz verschiedene Farben - von weisslich über goldgelb, bersteinfarben bis hin ins Rot. Mit der Zeit siehst du überall Harz. Nimm dir einfach Zeit.
Was ist ein Ölauszug und wozu brauche ich das?
Der Ölauszug ist die Grundlage für ein (Massage)-öl aber auch für eine Salbe. Man kann alle Pflanzen «ausziehen». Ausziehen heisst, ich ziehe mit dem Öl die Wirkstoffe und ätherischen Öle aus der Pflanze. Dies kann man auch mit Alkohol machen, um Tinkturen und Balsame herzustellen. Ich habe ganz viele ausgezogene Öle von verschiedenen Kräutern und Pflanzen - von Ringelblumen über Lavendel, Johanniskraut bis Gänzeblümchen, aber auch Orange und Harzauszüge.
Harz reinigen und ausziehen
Nun ist das mit dem Harz reinigen und ausziehen so eine Sache und man findet im Internet ganz viele Tipps dazu. In einem sind sich die vielen Autoren aber einig: die Gefässe, Gläser, Pfannen, die man dazu verwendet, sind danach nicht mehr für anderes zu gebrauchen.
Stopp - das stimmt so einfach nicht. Wir wissen, dass man harzige Finger mit Öl wieder sauber bekommt. Also löst das Fett das Harz auf. Ja warum legt man dann das Harz nicht einfach in Öl ein und lässt es ausziehen? Gedacht, getan und ich kann es nur weiterempfehlen.
Dazu habe ich das Harz in ein grosses Glas gelegt und dieses mit Öl aufgefüllt. Ich benutze sehr gerne Schweizer Raps- oder Sonnenblumenöl. Manchmal auch ein Aprikosen- oder Mandelöl, aber meistens eines von den ersten beiden. Olivenöl hat für mich einen zu strengen Eigenduft und deshalb verwende ich selten Olivenöl. Deckel aufs Glas und dann irgendwo in der Wärme stehen lassen. Das Harz verflüssigt sich bereits bei geringen Temperaturen. Innert Kürze setzt sich das Harz am Boden fest und deshalb rühre ich ab und zu mit einem Holzstäbchen den Inhalt um. Nach zwei, drei Wochen, wenn du Zeit hast, lass es noch länger stehen, kannst du es durch einen Kaffeefilter absiehen und fertig ist es. Im Filter zurück bleiben Holzstücke und anderes, das nicht Harz ist. Das Harz selbst hat sich aufgelöst.
Den Kaffeefilter und das Honigglas kannst du mühelos reinigen und für anderes weiter verwenden. Es ist also überhaupt keine Hexenkunst, Fichtenharz auszuziehen und daraus ein Öl zu machen.
Übrigens wird in anderen deutschsprachigen Ländern oft von der Pechsalbe gesprochen. Das ist dasselbe wie unsere Harzsalbe.
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Sammeln, Räuchern und Ausziehen von unserem Waldgold.
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